Bericht zur Tour
Autor
Jörg Morger
Erstellt am
07.03.2023 19:43
Letzte Änderung
08.05.2023 19:17
Tourenbericht

Skitourenwoche in Crampiolo (Alpe Devero) im Piemont: 26. 2. - 3.3. 2023

Teilnehmer: Denise und Hansruedi Geser (Organisation), Lilo und Felix Lanter, Thomas Blaser, Daniel Löhrer, Jörg Morger, Willi Preisig
Bergführer: Alex Schläppi, Guttannen

Hansruedi Geser als Organisator unserer Tourenwoche in Crampiolo und Bergführer Alex Schläppi hatten angesichts der "Schneemangellage"gemischte Gefühle.
Ein Kleinbus brachte uns von Domodossola nach Alpe Devero, wo Signor Olzeri vom Agriturismo Crampiolo mit dem Raupenquad Ski und Gepäck abholte.
In einem 40-minütigen Fussmarsch (2.3 km, + 130 Hm) erreichten wir das autofreie Crampiolo.
Nach Ankunft und Zimmerbezug hatten wir ausgiebig Zeit für eine Orientierungsrunde zum nahe gelegenen Lago delle Streghe (Hexensee), welcher im Gegensatz zum Lago di Devero immer eisfrei bleibt. Einige hängten noch eine Zusatzschlaufe zum Damm dieses Stausees an.
Anschliessend trafen wir uns im im gemütlichen Ristorante dell'Agriturismo bei einem Glas Arneïs und einem Apéroplättchen mit einheimischen Produkten aus der "Manufaktur Olzeri"
Beim Nachtessen präsentierte uns Marianna stolz die verschiedenen Gänge: Antipasti, Primo piatto, Secondo sowie ihre proposta di vino. Lilo übersetzte. Was folgte, war ein "Potbourri" lokaler Köstlichkeiten mit Käse-, Fleisch- und Wurstspezialitäten vom eigenen Betrieb, einer Empfehlung aus der grossen Auswahl an Weinen vom Val d'Ossola und dem Barolo.
Mit dem Motto " Lieber gut essen und wenig Schnee als als umgekehrt" sind wir zuversichtlich in unsere Tourenwoche gestartet.
Aber gar so schlimm wie erwartet sollte diese Woche denn doch nicht werden - im Gegenteil.
Für die erste Tour am Montag marschierten wir mit aufgeschnallten Ski die ersten 100 Höhenmeter zum Stausee. Durch lichten Lärchenwald führte uns Alex steil bergauf in Richtung Monte Corbernas. In der kalten Nacht ist der weiche Schnee gefroren und von einem Hauch Neuschnee überzuckert. Für steile Passagen montierten wir die Harscheisen. Nach 3 1/2 Stunden und 840 m Aufstieg erreichten wir auf den Grat östlich des Monte Corbernas. (2540 m.ü.M)
Das Licht war diffus und die oberste Partie eher ruppig. Doch schon bald führte uns Alex über schöne Hänge und sicher durch den Lärchenwald wieder zum Stausee, wo wir halt auf einem Teil des Schlussstücks nach Crampiolo unsere Skis wieder tragen mussten.
Am zweiten Tag wieder der nun bekannte Aufstieg zu Fuss zum Stausee! Fast 2 km ging es bei mystischer Stimmung über das schneebedeckte Eis. Auch diesmal war nicht ein eigentlicher Gipfel das Ziel. Der Aufstieg erfolgte in Richtung Norden. Alex musste ab und zu nach der idealen Aufstiegsvariante "gugge". Für eine kurze Abfahrt nach Pianboglio hiess es abfellen. Wir sichteten eine Gruppe Schneeschuhwanderer im Abstieg, von der Binntalhütte über den Albrunpass her kommend. Für uns ging es recht steil weiter Richtung Alpe Forno superiore, wo wir uns nach kurzem Verpflegungshalt bei einem kleinen "Gipfel" P. 2340 für die Abfahrt bereit machten. Auch dafür fand Alex wieder die bei nicht einfachen Schneeverhältnissen idealsten Hänge.
Unsere Tagesleistung betrug 14 km und 800 Höhenmeter.
3. Tag:
Ideales Winterwetter: Strahlende Sonne, Minustemperaturen! Ziel: Monte Cazzola (2230 m.ü.M.).
Gut die Hälfte des Weges nach Alpe Devero mussten zu Fuss zurückgelegt werden, Vorsicht auf vereisten Waldpartien war geboten. Zwei mit "aperto" angeschriebene Gasthäuser weckten die Vorfreude auf einen Kaffee oder ein erfrischendes Bier nach der Abfahrt. Zuerst ging es auf schmalem Waldweg einem Wildbachtobel entlang aufwärts, weiter durch lichten Wald zur Alpe Misanco. Bis kurz vor dem Ziel hatten wir genügend Schnee. Fürs kurze sonnenexponierte Schlussstück mussten die Ski nochmals getragen werden. Alex kehrte nochmals um, um mir die Skis für die T4-Querung abzunehmen ;-) Danke!
Bei strahlender Sonne und einer herrlichen Rundsicht verweilten wir auf dem Gipfel.
Für die Abfahrt auf der Nordflanke nach Alpe Devero hatte es genügend Schnee, um die eigenen Spuren nach Belieben zu ziehen. Die unteren zwei Drittel führten über die Piste des Skigebiets, welche uns, da die Lifte nur am Wochenende in Betrieb sind, ganz alleine für eine rassige Abfahrt zur Verfügung stand. Die Frage, welches der beiden Restaurants wir besuchen sollen, erübrigte sich: beide waren trotz "aperto"-Tafeln "chiuso". So mussten wir uns die Erfrischung mit dem Fussmarsch nach Crampiolo hinauf verdienen. Dafür trafen wir uns nach Ankunft in der Locanda Punta Fizzi.

In der Nacht auf Donnerstag gab es nochmals ein Fläumchen Neuschnee. Wie immer starteten wir um 9 Uhr, nun aber direkt hinter dem Agriturismo steil den Wald hinauf zur Ebene der Laghi di Sangiatto, dann zur gleichnamigen Alpe, wo der feine Alpkäse herkommt, welcher uns täglich in verschiedenen Varianten aufgetischt wurde. Den Monte Sangiatto (2387 m.ü.M.) konnten wir nicht besteigen, zu hart war der steile Gipfelhang gefroren.
Also fellten wir auf dem Grat etwa 60 Hm unterhalb ab. Via die Bocchetta di Scarpia fand Alex recht gute Verhältnisse für die Abfahrt zum oberen Sangiatto-See. Alle waren einverstanden, nochmals aufzusteigen, diesmal zu einem Gipfel der südlich des Monte Sangiatto gelegenen Corona Troggi. Für die letzten Meter zum Gipfel mussten nochmals die Harscheisen montiert und zum Schluss die Skis deponiert werden. Felix, Denise und ich verzichteten auf diese "Übung" und warteten bis zur Rückkehr der Gipfelstürmer. Ganz gute Schneeverhältnisse erlaubten flotte Schwünge und auch unter der Waldgrenze fand Alex immer wieder spannende Abkürzungs-Varianten zum Waldweg. Der Tag bot reichlich Gelegenheit zum An und Abfellen sowie fürs Handling der Pinbindungen, welche bekanntlich immer dann Probleme bereiten, wenn alle zuschauen. Für die letzten paar Minuten mussten wir die Skis wieder schultern, doch auch darin hatten wir uns inzwischen gewöhnt. In Crampiolo treffen wir auf Erna und Martin, welche im letzten Jahr auf der Engstlenalp mit dabei gewesen sind. Sie kamen für den letzten Abend auf Besuch. In geselliger Runde genossen wir den wie immer von Marianna präsentierten Viergänger, diesmal begleitet von einem kräftigen Barolo. Beim Zubettgehen mochten sich noch nicht alle für die Teilnahme an der Schlusstour festlegen.
Freitag - Abreisetag: Schon vor dem Frühstück war klar, bei dem strahlenden Himmel sind alle mit von der Partie. Das Gepäck stellten wir für den Transport bereit, so dass wir am Mittag direkt Richtung Alpe Devero abfahren konnten.
Wie am ersten Tag ging es zu Fuss zum Stausee und dann Richtung Monte Corbernas, diesmal aber nur bis zu einer Anhöhe bei Punkt 2405 m.ü.M. Wie gewohnt führte uns Alex über Hänge mit besten Schneeverhältnissen. Ab und zu war beim Queren von Gräben Improvisieren gefragt. In südwestlicher Richtung erreichten wir die vom Donnerstag bekannte Alpe Sangiatto. Bei herrlichem Wetter genossen wir die letzten Meter bis zum Fussweg nach Alpe Devero.
Nach einer halben Stunde Fussmarsch trafen wir fast gleichzeitig mit unserem Gepäck beim Parkplatz ein.
Vor der Busabfahrt nach Domodossola blieb uns noch eine Stunde Zeit für ein Bier, eine feine Focaccia prosciutto e formaggio und einen espresso auf der Terrasse der Bar La Casermetta:
ein schöner Abschluss einer gelungenen und unvergesslichen Skitourenwoche! 7.3.23.jm